Erste Arbeitstage

Lesezeit ca.: 4 Minuten, 23 Sekunden

26.09.2017
MaxLa
3061

Moin,

Jakob und ich sind jetzt bald seit einem Monat hier im Projekt der Tawuka Secondary School in Chilumba.  Da fragt man sich doch, was wir hier so anstellen, gell?

Anders als bei den anderen Schulen in Malawi hat die Tawuka schon am 4. September mit dem Unterricht angefangen – wobei was heißt angefangen... sagen wir es so, die Schule hat geöffnet.
Als Jakob und ich morgens um 7 Uhr an der Schule aufkreuzten fanden wir lediglich ein paar Lehrkräfte und eine Hand voll Schüler.
Felix, der Direktor, kam auch erst zwei Stunden später weil er noch etwas "erledigen" musste...ja er ist immer busy, merkt euch das! wink
Im Lehrerzimmer wurden dann die Fächer an die Lehrkräfte verteilt, ob diejenige Lehrkraft das Fach nun wirklich studiert hat bzw. die Fachkompetenz dafür besaß, war glaube ich Nebensache.
Was Jakob und mich geschockt hat ist, dass wir beiden (frisch aus der Schule entlassenen) Knaben hier tatsächlich als volle, kompetente Lehrkraft angesehen werden. Die Projektbeschreibung lautete "Unterstützung der Lehrkräfte und der Bibliothek", Tatsache ist "volle Lehrkraft".
Nunja, ich unterrichte die Form 1 nun in Biologie, Geografie und Physical Education (Sport) und Jakob unterrichtet ebenfalls P.E., Englisch und Computer Studies.
Die erste Woche bestand für uns beider daher nur aus Unterrichtvorbereitungen, da die Form 1 erst am 16. September, dem offiziellem Schulanfang in Malawi, eintreffen.
In der dritten Woche trafen dann peu à peu Schüler der Form 1 ein, in meiner ersten Unterrichtsstunde hatte ich sage und schreibe 4 Schüler.
Jetzt, Anfang der vierten Woche, besteht die Form 1 schon aus 25 Schülern...Namen kenne ich bisher nicht viele, oft haben die Schüler aber dank der britischen Kolonialzeit englische Vornamen wie Evelyn, Michael, Clifford oder Jennifer. Natürlich gibt es auch das absolute Gegenteil, davon kann ich euch aber keine aufnennen weil ich sie mir nie merken kann 😛
Das Unterrichten ist bisher echt herausfordernd, weil ich ja vor 4 Monaten noch selber in der Schulbank saß und nicht wirklich vorbereitet wurde...aber das wird schon!

 

Auch wenn sich Form 1 relativ jung anhört, manche Schüler sind annähernd genauso alt wie wir...hier mal eine kleine Exkursion in das Schulsystem Malawis:

Die Primary School in Malawi ist für jeden öffentlich zugänglich und geht, anders als die Grundschule in Deutschland, von der 1. bis zur 8. Klasse. 
Die Secondary School folgt auf die Primary und geht quasi von der 9. bis zur 12. Klasse.
Sie ist nicht für jeden zugänglich. Am Ende der Primary müssen die Schüler ein Examen ablegen, dessen Punktzahl bestimmt, ob sie die öffentlichen Secondary Schools besuchen dürfen oder nicht. Dürfen sie es nicht, bieten private Secondary Schools wie die Tawuka ihnen die selbe Schullaufbahn an. 
Die Form 1 hat also ein Durchschnittsalter von 15, 16 Jahren, wobei auch deutlich ältere Schüler dabei sein können. 

Da hier jedes Fach bis auf Chichewa, der Landessprache, in Englisch unterrichtet wird, ist der Stoff für uns nicht nur fachlich, sondern auch sprachlich eine Herausforderung – vorallem die Fachbegriffe. 
Dass wir auch selbstständig Klausuren und Tests vorbereiten und jeden Schüler benoten sollen war dann echt ein kleine Schock für uns, wir waren innerlich auf "Assistenz" vorbereitet.

Die Lehrer hier sind alle sehr nett und offen, einige haben uns in den ersten Tagen zum Markt in Uliwa und zur Bank eskortiert, da Felix dazu nicht wirklich in der Lage ist...

In den malawischen Akzent haben wir uns allmählich auch hereingehört, dennoch haben sehr viele Schüler Probleme mit unserem deutschen Akzent. Sowieso sind die Schüler der Form 1 noch echt schüchtern, was den Unterricht nicht immer zur Happy Hour macht. Aber das ändert sich noch, da bin ich mir sicher!

Lunch bekommen wir übrigens auch hier in der Schule, meistens gibts Nsima mit Grünzeug, ab und zu mal Bohnen dazu. Jakob und ich sind quasi seit drei Wochen Vegetarier, aber nicht freiwillig. wink
Ansonsten gibt es in der Schule jeden Donnerstag Nachmittag "Clubs" wie den Environment, Sport oder neuerdings auch den German Club, den Jakob und leiten wollen! smiley
Mal schauen was wir den Schülern da so für schöne Redewendungen beibringen werden,...welchen Akzent wir dabei benutzen, darauf einigen wir uns noch wink  Oder wat sachste dazu Jakob?

 

Der Strand hier in Chilumba ist sehr schön, wir haben eine kleine Bar entdeckt an der wir uns gelegentlich aufhalten, die ein oder andere Cola schlürfen und uns mit anderen Besuchern in "Dame" herausfordern. 
Bei euch wird es kälter, hier wärmer. Viel wärmer! Gestern Abend um 9 hatten wir es im Haus 32 Grad... und das Jahresmaximum ist noch lange nicht erreicht. 


Bis zum nächstenmal wünsche ich euch schöne Grüße aus dem viel zu warmen Lehrerzimmer,

 

Max


Kommentare


Bernd Plietker 28.09.2017 11:28:40

Max, das wird schon, Lampenfieber gehört zum guten Ton... Mit der Zeit kommt die Routine;-)) Ist Felix ein Deutscher? Warum ist er denn immer so busy? Naja, haltet die Ohren steif!!

Andreas Plietker 30.09.2017 20:42:04

Hi Max. viele Grüße von den vier Saerbeckern. Upps, es bleibt ja spannend, Herr Oberstudienrat (-:). Eurer Rektor scheint ja auch von der Kategorie \\\"unkompliziert-unorthodox-pragmatisch\\\" gekennzeichnet zu sein. Aber wie es so scheint, wird er bei Euch vor Ort hier nicht allein zu sein. Hey, und traumhafte Quote bei der Zustimmung der Schüler (von vier auf über zwanzig?!). Super. Dann kannst Du - wenn es so weiter geht - demnächst in die Kongresshalle ziehen. Um das Essen beneide ich Dich nicht - aber um das Abenteuer schon. Aber es scheint ja auch so, dass Du Dich bestätigt fühlen kannst, oder. Halt die Ohren steif, weiterhin viel Glück und Erfolg. Herzliche Grüße auch an Deinen Mitstreiter Jakob (unbekannter weise). Wir treffen uns ja kommenden Sonntag in der Mitte mit den Eperanern und Messeler. Hab mal geschaut, die Mitte ist nicht Attendorn, sondern Ägypten oder Äthiopien (:-). LG von den Saerbeckern

Über mich

Hallo, ich bin Max Lachnicht!

Ich komme aus Gronau-Epe, nahe Münster in Westfalen und bin neunzehn Jahre alt.

Momentan mache ich mein Abitur am Canisiusstift in Ahaus und werde ab September im Rahmen des Kolpingwerk Deutschlands ein freiwilliges soziales Jahr in Malawi machen!

Wieso ich das mache?