You will get used to it

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Hallo Leute!

Hab mir gedacht ich melde mich mal wieder.
Bisher läuft der Schulalltag ganz O.K., die Klassen sind allmählich gefüllt und Routine entwickelt sich. 
Der Unterrichtsstoff ist nach wie vor eine Herausforderung, den Schülern die Erdrotation, Zentrifugal- und Gravitationskraft und das Magnetische Feld auf Englisch mit nur einem Globus der Größe eines Handballs zu erklären, ist nicht einfach. 

 

Vor allem, weil sich die Schüler in ihren Englischkenntnissen sehr stark unterscheiden. Es gibt Schüler, die mich in Englisch gnadenlos übertreffen, aber auch Schüler die leider wirklich Nachhilfe in Englisch benötigen. 
Das ist besonders deshalb problematisch, weil Biologie und Geografie sehr mit schwierigen Fachbegriffen bestückt sind, die auch ich erst mal verstehen und schließlich auch erklären muss!
Aber alles in einem hat man trotz der Zweifel nach jeder Unterrichtsstunde ein Gefühl der Erleichterung und Zuversicht, auch weil die Schüler einfach viel temperamentvoller als die meisten deutschen Schüler sind. 
Die Reihenfolge unserer acht Planeten des Sonnensystems zusammen lautstark schreien? In Deutschland rar zu finden, oder? Das selbe gilt für die Fotosynthese-Formel! Macht Spaß smiley
Kehrseite ist natürlich, dass das Temperament auch in eigentlichen Ruhe- und Eigenarbeitsphasen die Überhand nimmt. Aber dazu hören Jakob und ich immer nur – You will get used to it.

Na hoffentlich werden wir auch used to it!
An den Nsima gewöhnen wir uns allmählich auch langsam, was nicht heißt, dass er unsere Lieblingsdelikatesse für romantische Abenddinner wird.

Sportstunden hatte ich bisher leider nur zwei, da Jakob und ich an den anderen Tagen immer verhindert waren. Fußball findet daher leider noch an der Tafel und nicht auf dem Feld statt.
Theorie vor Praxis wird bezüglich des Sportunterrichts hier in Malawi ziemlich ernst genommen.
Die malawische Fußballliga ist weltweit übrigens genauso unbekannt wie Unterwasser-Hockey in Deutschland, einfach weil der Fußball hier aus Gründen wie der Korruption und den fehlenden Einrichtungen sowie Wissens keine wirklichen Wurzeln fassen kann.
Die englische Premiere-League ist da angesagter, an jedem Minibus findest du einen kleinen Aufkleber des jeweils unterstützen Fußballteams wie der FC Liverpool, Arsenal oder Chelsea! Wobei den meisten Schülern der „FC Bayern München“ auch was sagt. Naja, bald werde ich ihnen den FC Epe 1912 schmackhaft machen, dann ist die Premiere-League Schnee von gestern wink.

Einige haben mich mal gefragt, was wir neben dem Nsima hier so zu uns nehmen...
Morgens haben sich Porridge aus Fertigpulver und gelegentlich Haferflocken geprägt, wobei wir auch oft Toast mit Butter, Erdnussbutter oder Nutella-Abklatsch essen. In Mzuzu gibt es aber auch Nutella: 400 ml für 4500 Kwacha.
Nebenbei, 850 Kwacha sind ungefähr ein Euro.
Dazu gibt es dann meistens Tee, manchmal auch Instant-Kaffee.
Toastbrot bekommt man hier an jeder Ecke, allerdings lässt die Qualität oft zu wünschen übrig...im Schnitt kostet ein Toastbrot 400 Kwacha. 
Mittags essen wir immer in der Schule, meistens gibt es Nsima mit den unterschiedlichen Beilagen wie Grünzeug, Bohnen, Fisch oder gelegentlich auch bissle' zähes Fleisch. Über Bohnen freuen wir uns immer!
Gegessen wird übrigens mit den Händen und der Nsima ist verdammt heiß.

 

Am Abend kochen wir oft Reis mit Tomaten oder – wer hätte es gedacht – Bohnen. smiley
Bohnen sind hier quasi unser Fleischersatz, außerdem schmecken sie gut, richtig Papa? Sie liefern die hier oft vernachlässigten Proteine, die sehr wenigen Fette versuchen wir durch Eier oder Erdnussbutter auszugleichen. Generell ist das Essen hier sehr kohlenhydratlastig, also nichts für Anhänger der Atkins-Theorie. Aber sehr energiereich, so ein Klumpen Nsima hat bis zu 900 kcal. - was die Leute hier natürlich gut finden, die Energie brauchen sie dank der oft harten Arbeit auch.

Aber auch Spaghetti oder Instant-Nudeln sind oft auf dem Abendtisch.
Vor einiger Zeit waren wir in Mzuzu im Shoprite und haben uns Weizenmehl gekauft, deshalb haben wir uns auch schon „deutsche“ Speisen wie Kaiserschmarrn' oder Pfannenkuchen zubereitet.
Was Milch angeht gibt es hier entweder Fertigpulver zum Mischen mit Wasser oder kleine, hitzebeständige Milchpäckchen in Plastikbeuteln.
Nicht unbedingt originell, aber we will get used to it!

 

Was uns hier echt fehlt ist Obst.... vor allem frisches Obst!
Manchmal kann man in Uliwa auf dem Markt kleine Bananen kaufen, die leider meistens innerhalb zweier Tage einen leckeren Pelz bilden und abgesehen davon manchmal matschig sind...aber im Porridge schmecken sie wirklich gut.
Selten gibt es auch einen kleinen Apfelstand, an dem man kleine Äpfelchen aus Südafrika für 250 Kwacha kaufen kann. Wie viel Euro das ungefähr sind, das könnt ihr euch ja jetzt selber ausmalen cheeky.
Aber bald fängt zum Glück die Mango-Saison an und an jeder Ecke stehen hier Mangobäume smiley.

Nochmal bezüglich des Nsimas: Es gibt hier zwei Arten von Nsima.
Einmal den aus Cassava und den aus Mais.
Man muss dazu sagen, dass der Cassava-Nsima nicht so lecker riecht und auch nicht schmeckt, kann aber auch sein, dass ich mich einfach nur anstelle.
Außerdem bereitet er mir immer echte Verdauungsbeschwerden!
Der Mais-Nsima ist in der Schule üblicher und schmeckt wesentlich besser, das finden die Lehrer übrigens auch. 
Es ist nicht unüblich, dass die Leute hier drei mal täglich Nsima essen.
Ob deftig mit Bohnen, Salz oder Fisch oder süß mit Zucker zum Tee, die Leute schätzen ihn sehr – auch mangels Alternativen.

So genug über Chilumba und den dortigen Essensgewohnheiten geredet, immerhin waren Jakob und ich auch schon oft genug außerhalb Chilumbas unterwegs, außerdem ist das hier malawi.lachnicht.de und nicht chilumba.lachnicht.de.

Für die, denen der Eintrag hier zu lang ist, macht hier Schluss und lest den Rest morgen weiter smiley.


Wenn ihr mal einen Blick auf die Karte Malawis werft, sind die nächsten „größeren“ Städte Karonga im Norden und Mzuzu im Süden.
Vor einigen Wochen waren wir mit Priscilla, der Sekretärin der Tawuka, in Karonga. Eigentliches Anliegen war Geld abheben, da das nur in Karonga und Mzuzu geht.
Allerdings ist Karonga bekannt für sein naturwissenschaftliches Museum, da im Norden Malawis der Unterkiefer des homo rudolfensis, dem ersten Vorfahren der Gattung homo von einem deutschen Paläoantrophologen gefunden wurde.
Was ein Zufall, für die Geschichte der Menschheit interessiere ich mich nämlich wirklich! 
Ansonsten ist Karonga nicht mehr als jedes andere Dorf hier im Norden, es ist halt nur größer und hat einen kleinen Flughafen. Das besondere an Karonga ist halt, dass es die Distrikthauptstadt ist und nahe der tansanischen Grenze liegt.

 

Zwischen Chilumba und Mzuzu ist die alte und bekannte Ortschaft „Livingstonia“, die sich auf mehr als 1.000 Meter am Fuße des Nyika Plateaus befindet.
Die ursprüngliche Mission wurde im 19. Jahrhundert durch den Missionar James Steward gegründet und wird heute hauptsächlich von Studenten bewohnt, die die dortige Universität besuchen. Das schöne ist, durch die hohe Lage gibt es dort keine Moskitos.

 

Vor einiger Zeit haben Jakob und ich dort in der Nähe eine Nacht in der „Mushroom-Farm“, einer Lodge für Backpacker, verbracht.
Dort haben wir, ganz romantisch, in einem Ehebett in einem Safari-Zelt geschlafen – und seht euch den Sonnenaufgang an!
Was in der Farm ganz besonders gelobt werden muss, das ist das Essen! Ziemlich europäisch geprägt.
Natürlich sind wir vorher scharf auf die ursprüngliche Mission Livingstonia und den nahe gelegenen Manchewe-Falls (Wasserfall) gewesen und sind von unserer Lodge aus weiter hoch gewandert – innerhalb zweier Tage insgesamt 40 Kilometer.

 

Obwohl wir auch schon in Nkhata Bay und Ekwendeni waren, lasse ich euch nun noch genauer von Lilongwe wissen, wo wir unter anderem den Tag der Deutschen Einheit verbracht haben.
Alle Freiwilligen in Malawi wurde nämlich von der deutschen Botschaft eingeladen, um den Tag abends mit deutschem Essen und Bier zu feiern.
An Essen gab es übrigens Currywurst, Bratkartoffeln und Massen an leckerem Brot!

 

Es tat gut, endlich mal wieder mit vielen Menschen gemeinsam in deutsch reden zu können und auf Rasen (!!!) zu stehen, haha!
In Lilongwe war es für uns wie in einer anderen Welt. Das Einkaufszentrum hätte genau so auch in Deutschland stehen können. Sogar ein Fast Food Restaurant gab es... Burger und Co. lernt man hier wirklich zu schätzen.

Wart ihr schon mal Nachtbus fahren? Schlaf ist da eigentlich nicht unüblich, oder? Zumindest in Deutschland.
Die Nachtbusfahrt nach Lilongwe war aber alles andere als deutscher Standard. Die acht Stunden Fahrt waren von permanenter und wirklich lautstarker Musik des Fahrers begleitet, ohne Übertreibung war es so laut wie in einer Disko.
Die Musik hier ist auch noch gewöhnungsbedürftig, die Leute hier feiern es, wir noch nicht ganz so.
Schlaf? Fehlanzeige – zumindest wir beide nicht. We will get used to it!
Von Lilongwe zurück nach Chilumba ging es zunächst mit Trampen, von Mzuzu aus wie gewohnt mit dem Minibus mit 22 anderen Personen und Tieren weiter.
Achja, eine Reise von Chilumba nach Lilongwe kostet 10.000 Kwacha pro Person und dauert zwischen 8 und 10 Stunden.

 

So das war es aber auch für heute, genug zu lesen hattet ihr ja jetzt smiley.
Mir geht es ganz gut, aber es ist hier schön warm. Gestern Abend waren es 38 Grad in unserem Haus.


Naja ihr hört von mir,

Max


Kommentare


Andre Lachnicht 15.10.2017 11:05:20

Mensch Max: Die Bohnen sehen ja wirklich lecker aus! Mein Neid verfolgt dich bis auf den Teller! Besonders schön finde ich das Bild vom Sonnenaufgang über den Malawi-See!

Marga 21.10.2017 16:40:28

Max, ich freue mich dass Du get used to it! Schön, dass es Zeit zum Reisen und entdecken gibt. Da packt mich das Fernweh!!

Ulla Hilgenberg 28.11.2017 17:40:18

Hallo Max, ich wünsche Dir viel Erfolg beim neuen Projekt🤗 Es ist immer schön Deine Berichte zu lesen. Eine ganz andere Welt in der Du gerade bist, bestimmt sehr spannend. Hier geht alles auf Weihnachten 🎅zu. Überall beleuchtete Häuser und kaltes nasses Wetter .Ich wünsche Dir noch eine schöne aufregende Zeit und bis bald Ulla Hilgenberg

Über mich

Hallo, ich bin Max Lachnicht!

Ich komme aus Gronau-Epe, nahe Münster in Westfalen und bin neunzehn Jahre alt.

Momentan mache ich mein Abitur am Canisiusstift in Ahaus und werde ab September im Rahmen des Kolpingwerk Deutschlands ein freiwilliges soziales Jahr in Malawi machen!

Wieso ich das mache?