Muzungu

Lesezeit ca.: 2 Minuten, 31 Sekunden

13.09.2017
MaxLa
4779


"Muzungu - Give me money"
"Muzungu - How are you?"

 

Ich bin anders. Inwiefern bin ich anders?
Ich bin weiß und spreche kein Chitumbuka. 

Muzungu bedeutet sowas wie „Weißer“ auf Chitumbuka, wie man uns hier oft genug wissen lässt. So wie oben vorgeführt werden Jakob und ich sehr oft angesprochen, die meiste Zeit von jüngeren Kindern und Jugendlichen.
Manchmal ist es auch üblich, dass wir Weiße anders behandelt werden als der Rest.
Weiß zu sein gilt hier quasi als Synonym für Reichtum und Wohlstand. 
Sobald Jakob und ich den Fuß aus dem heimischen Dorf setzen, werden wir von abermals vielen „Muzungu“-Rufen begleitet, oft gefolgt von „How are you?“ oder „Give me money!“. 
Komischerweise gibt es hier ein magisches Alter, in dem die Kinder damit plötzlich aufhören. Lasst mich nicht lügen, ich schätze die „Muzungu“-Lebensphase verläuft von zwei bis ungefähr elf Lebensjahren.
In den darauf folgenden zehn Jahren werden, ich nenne es mal „fremdenbeachtliche“ Äußerungen gegenüber Weißen nicht ausgesprochen, im jungen Erwachsenenalter geht es dann wieder los. 
Aber auf eine anderen Art und Weise:
Ob Minibusfahrer, Obstverkäufer oder Fahrradmechaniker, die meisten verlangen von uns ca. 30% Kostenaufschlag. 
Aus der Frage „Give me money?“ wird eine Erwartung. 

In den ersten Tagen haben wir zwei Deutschis uns dabei naiverweise nicht viel gedacht, wir kannten die eigentlichen Preise ja nicht.
Natürlich wussten wir von dem Vorbereitungsseminar bereits, dass wir Weißen in Ost-Afrika besondere „Privilegien“ haben (auch unerwünschte!), aber dass uns jeder Verkäufer veräppeln will, das hat uns manchmal überfordert. 
Ich lasse euch mal ein paar Beispiele da, inwiefern Jakob und ich von einigen Malawiern unserer Gegend "ungerecht" behandelt werden:

Minibusfahrt von Chilumba - Karonga
Normalpreis: 1500 MKW
Muzungu-Preis: 2000 - 2500 MKW
Preis für Weißbrot
Normalpreis: 400 MKW
Muzungu-Preis: 500-600 MKW
Preis für eine Tomate auf dem Markt
Normalpreis: 50 MKW
Muzungu-Preis: 200 MKW

 

Aber glücklicherweise haben uns die Nachbarn über die eigentlichen Preise aufgeklärt!  Da ich keine Stereotypen aufbauen will, ist es wichtig, dies alles nicht zu Verallgemeinern. Einige Menschen hier denken rassistisch, andere beweisen das Gegenteil – Keine Gesellschaft ist homogen. 
Es ist erstaunlich, wie gastfreundlich und offen einige Menschen hier sind. 
Auch wenn die meisten Muzungu-Rufe nicht böse gemeint sind, nach dem dreißigsten Male kann man nicht mehr. Wir sind zum ersten mal richtige Ausländer und das ist nunmal ungewohnt, aber nachvollziehbar.
Aber: Alle Menschen sind Ausländer, fast überall.

 

Danke fürs lesen, 

Max


Achja, hier ein Bild von einem unserer Mitbewohner


Kommentare


Andreas Plietker 16.09.2017 09:34:28

Hi \\\"Muzungu\\\" Max, lese fleißig Deine Blogs, nachdem ich kapiert habe, wie es funktioniert. Spannend. Schön, dass es mit dem Einleben klappt - ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das wohl ist mit all den Lebensumständen. Gekkos - super - aber dafür hättest Du nicht nach Afrika reisen müssen - die gibt es auch in Saerbeck. Aber wer will schon Gekkos, wenn es Kakerlaken gibt (:-). Ich drück Dir für den ersten Unterricht die Daumen - aber Du machst das schon. Liebe Grüße von den vier Saerbecker samt Hund und Gekkos. LG. Andreas

Bernd Plietker 16.09.2017 09:34:38

Max, klingt doch gar nicht so schlecht... Die Weißen haben es in Afrika ja auch ganz schön doll getrieben, kein Wunder, dass da ne Menge Porzellan zerschlagen wurde. Der Viktor, mein Schwager, hat die gleichen Erfahrung übrigens auch in Thailand gemacht... Bin gespannt, wie es bei Euch weitergeht, laßt euch nicht zu sehr übers Ohr hauen...:-) In jedem Fall finde ich die ganze Aktion ausgesprochen großartig und ich bin absolut neidisch

Oma 17.09.2017 12:07:51

Hallo Max! Ich habe deine Berichte gelesen und es freut mich dass du den ersten Schock überwunden hast. Es ist beruhigend zu wissen,dass ihr so langsam wisst wie der Hase läuft. Lasst euch nicht unterkriegen. Du schaffst Das!!! Alles Liebe und Gute wünscht Oma

Über mich

Hallo, ich bin Max Lachnicht!

Ich komme aus Gronau-Epe, nahe Münster in Westfalen und bin neunzehn Jahre alt.

Momentan mache ich mein Abitur am Canisiusstift in Ahaus und werde ab September im Rahmen des Kolpingwerk Deutschlands ein freiwilliges soziales Jahr in Malawi machen!

Wieso ich das mache?